Die vierte Grabungskampagne
dauerte sieben Wochen. Da der im Jahr 1999 angelegte Schnitt im letzten Jahr
abgeschlossen worden war, konnten neue Flächen angegangen werden. Ziel war eine
reine Siedlungsgrabung, d.h. es sollten gezielt Wohnpodien untersucht werden.
Da im Jahr 2001 bereits im oberen Teil des Schnittes ein Hausgrundriss durch
Pfostenspuren nachgewiesen werden konnte, wurde nördlich in der Flucht des
alten Schnittes eine Fläche abgesteckt (außer der südlichsten Teilfläche wurden
die beiden anderen nach Osten versetzt, da dort ein zentraler Teil des Podiums
lag und der Bereich zudem baumfrei war; Fläche 10 bis 13, 12 bleibt
ausgespart). Zusätzlich wurde ein 280 qm großer Bereich rund 50 m weiter
westlich ausgewählt, der eine deutliche Gliederung in vier
übereinandergestaffelte Podien und einen weniger steilen Hangverlauf aufwies.
Der Schnitt wurde in 16 Einzelflächen aufgeteilt (Fläche 14 bis 29); die Hälfte
der Flächen konnte untersucht werden. Als dritten Bereich wurde ein schmaler,
rund 11 qm großer Suchschnitt zwischen dem östlichen Weg (von Tor 4) und der
erstgenannten Grabungsfläche angelegt, um eine geomagnetische Unruhezone zu
klären (Fläche 30).
Fläche 10: 6,3 x 4 m.
Befunde 108, 123, 126.
108: rötliche Verfärbung im
Pl. 4, 0,2 x 0,4 m; beim Anlegen von Pl. 5 dichte rote Verfärbung (evtl.
weniger steinig als Umgebung), einzelne HK-Stückchen; wird blasser und ist im
Pl. 5 nicht mehr erkennbar. Zeichnet sich im Westprofil als wenige cm dicker,
horizontal orientierter Fleck ab.
123: im Pl. 5 rötliche bis
violette Verfärbung, 0,2 x 0,3 m, weicht etwas von den anderen Befunden (108,
109, 114, 118) ab. Setzt sich ebenfalls im nächsten Planum nicht fort.
126: im Pl. 7 harter grauer
Bereich an der Ostkante in Flächenmitte; etwas HK. Im Westprofil der Fläche
nicht erkennbar.
Die Fläche verlief
oberflächlich relativ steil und ließ die Abbruchkante des Podiums vermuten,
weshalb nur ein relativ schmaler Bereich als Anschluss an den Schnitt von 1999–2001
geöffnet wurde. Beim Abtiefen wies die Fläche in den oberen Plana eine
Dreiteilung auf: Im N-Teil viele Steine in hellbraun-grauem Boden, im unteren
Mittelteil humos verfüllte Baumwurzel, südlich davon gelbbrauner feiner Boden
fast ohne Steine. Abgesehen von drei rötlichen Verfärbungen war der Bereich
befundfrei. Außer im südlichen Teil kamen allerdings zahlreiche Funde zutage;
in der relativen Fundhäufigkeit liegt Fläche 10 immerhin an vierter Stelle. Die
Seitenansicht zeigt die relativ gleichmäßige Verteilung der Funde im oberen und
v.a. mittleren Tiefenbereich. Deutlich wird in dieser Darstellung und besonders
in den beiden Seitenprofilen, dass der Schichtverlauf fast horizontal ist; dies
könnte auf eine stärkere Erosion der Podienkante hinweisen. Die zahlreichen
Steine im Nordteil könnten möglicherweise eine Art Hangbefestigung andeuten.
Fläche 11: 8 x 6,3 m.
Befunde 101, 104, 105, 109,
110, 113, 114 mit 114A (in Singularch als 1141), 118, 119, 120, 127.
101: rötliche Verfärbung ab
Planum 3; etwas Rotlehm; im Profil undeutlich begrenzter Verlauf. An der
Unterkante befand sich eine etwa runde Steinkonzentration; möglicherweise
handelt es sich hier um den Unterbau eines Herdes; allerdings wurde außer der
rötlichen Verfärbung mit wenigen Rotlehm- und HK-Fragmenten kaum verbranntes
Material gefunden.
104: NW-Eck(?)pfosten. Ab
Planum 4 am Westrand der Fläche durch viel Holzkohle deutlich erkennbare
Verfärbung, auch im Westprofil deutlich zu erkennen, dort noch rund 30 cm tief
erhalten. UK 397,3.
105: SW-Eck(?)pfosten. Ab
Planum 4 stark HK-haltige etwa runde Verfärbung. In einem Tiergang etwa 1 m
davon entfernt wird eine Nauheimer Fibel gefunden. Im Profil sehr deutlicher
Pfosten mit senkrechten Seitenwänden, Pfostengrube nur schwach erkennbar. Am Westrand
größerer Verkeilstein. UK 397,1.
109: im Planum 4 schwach
erkennbare rötliche Verfärbung, länglich-streifenförmig. Beim Abtiefen dann
direkt unter Pl. 4 dichterer intensiv-roter Bereich, etwa 0,6 x 0,6 m in
maximaler Ausdehnung, mit etwas Keramik und einem kleinen Bronzering. An der
Unterkante einige kleine flache Steine als untere Begrenzung des Befundes
(nicht sicher, ob anthropogen gesetzt).
110: NO-Eck(?)Pfosten. UK 397,07.
Rundlich-ovale Verfärbung mit viel HK ab Planum 5 erkennbar. Wurde mit Kreuzprofil
dokumentiert. Im Nordteil senkrechter Verlauf, im Süden schräg auslaufend, dort
auch zahlreiche Steine, möglicherweise beim Versturz der Steine hangabwärts
verschliffene Verfärbung.
113: HK-haltige Verfärbung
im Wurzelbereich beim Anlegen von Pl. 5. Zwischen 113 und 120 fanden sich
zahlreiche Steine. Im Profil undeutlich. In diesem Bereich kam eine
Bronzespirale mit Nadel zutage.
114: In der SO-Ecke der
Fläche erschien ab Planum 5 ein rötlicher Fleck, der zunächst Befunden wie 108
oder 109 ähnelte. Allerdings reichte dieser Befund tiefer, war insgesamt lehmig
und enthielt bis zur Tiefe 396,20 Keramik und sehr wenig HK. Im Ostprofil war
randlich ein dunklerer humoser Bereich angeschlossen (114A), im Südprofil war
ebenfalls ein dunklerer Bereich randlich erkennbar; unterhalb des Befundes
wurde der Boden steinig und locker.
118: rötliche Verfärbung in
Planum 6. Aufgrund der Nähe zu dem Webgewicht sowie mehreren vergleichbaren
Verfärbungen wurde vermutet, dass es sich hierbei um schlechter gebrannte und
völlig vergangene Webgewichte handeln könnte (zumal auch das Webgewicht
fragmentiert war und möglicherweise nur durch den Schutz der umgebenden Steine
erhalten blieb).
119: Mittelpfosten. Beim
Anlegen des Profils 101 fand sich am Nordostrand unter Pl. 6 eine
Fundkonzentration aus zahlreichen Scherben, umstellt von großen Steinen.
Darunter zeichnete sich eine runde Verfärbung ab, die im Gegensatz zu den
Pfosten 104, 105, 110 und 112 (bzw. 113) keine Holzkohle enthielt. Im Profil
zeichnete sich der Pfosten relativ deutlich ab. UK 396,9, also etwas tiefer als
die anderen Pfosten.
120: Beim Anlegen von Pl. 6
kam nördlich von Bef. 113, etwas näher am Ostprofil
und stark durch die Baumwurzeln gestört, eine stark HK-haltige Verfärbung
zutage; die Grenzen waren durch die Wurzeln nur sehr unscharf abgrenzbar. Im
Ostprofil zeigte sich der Befund relativ deutlich. UK ca. 396,85. Besonders klar sind hier die südlich, also
hangabwärts, befindlichen Steine, die möglicherweise zur Verkeilung eingebracht
wurden; im Profil ist dies kaum noch zu erkennen.
127: Der Bereich am Ostrand
der Fläche im Bereich der Baumwurzeln war bereits seit Planum 5 grau-humos
verfärbt, im Planum 8 erstmals deutlicher abgrenzbar. Sie enthielt HK und
Keramik und reicht bogenförmig etwa an die Steinkonzentration bei Befund
120/113 heran. Südlich davon ist der Bereich unklar, da stark ausgetrocknet und
hart. Im nächsten Planum stellte sich der Bereich entsprechend dar, mit
einzelnen dunkleren Konzentrationen; beim Abtiefen reichte der Befund jedoch
nicht tiefer. Im Ostprofil ist eine 20–30 cm mächtige dunklere Schicht
erkennbar. Ob es sich um einen grubenartigen Befund handelte, kann aufgrund der
massiven Störung durch die Eiche kaum bewiesen werden. Immerhin war der gesamte
Bereich auffallend fundreich (was allerdings wiederum häufig im Wurzelbereich
zu beobachten ist).
Fläche 11 ist absolut und
relativ (wobei die Flächengröße berücksichtigt ist) am fundreichsten. Über 1000
Scherben stammen aus dieser Fläche, immerhin 46 Eisen- und vier Bronzeobjekte
(zwei Fibeln, ein kleiner Ring und ein Armring Typ Dünsberg). In verschiedenen
Bereichen kommen immer wieder kleinste Stücke von kalzinierten Knochen vor; der
Boden ist ansonsten zu sauer, als dass sich unverkohlte Knochen erhalten
würden. An Funden sind aus dieser Fläche besonders hervorzuheben (siehe
Kartierung): Fibeln (2x Bronze, sonst Eisen), Armring,
Eisenverarbeitungsschlacke, 2 Spinnwirtel, Webgewichtfragment.
Ergebnis Fläche 11
In dieser Fläche wurde der
Zentralteil des Podiums erfasst. Außer in der SO-Ecke war die Oberfläche nur
geringfügig geneigt. In der Südostecke fiel der anstehende Boden jedoch stärker
ab und war lehmiger. Im Nordwestteil wurde dagegen erheblich höher der
anstehende felsige Boden erreicht. Im mittleren Bereich konnte ein
Hausgrundriss mit 4 Eck(?)Pfosten sowie einem Mittelpfosten dokumentiert
werden. Außer dem Mittelpfosten waren alle durch starke HK-Verfüllung
gekennzeichnet, was auf eine Brand-Zerstörung hindeutet. Ob der mittlere
Pfosten zu einer anderen Bauphase gehört – zumal im oberen Teil eine starke
Verfüllung mit Keramikscherben zu erkennen war – oder ob andere Ursachen eine
Verfüllung mit Brandschutt verhinderten, muss offen bleiben. Der Hausgrundriss
umfasst etwa 5,5 qm; eine Fortsetzung des Hauses nach Osten oder Westen ist
denkbar, kann aber aufgrund der Grabungsgrenzen nicht bewiesen werden. Im
Umkreis des Hauses wurden einige Funde geborgen, die Hinweise auf die
Wirtschaftsweise liefern – Eisenverarbeitungsschlacke, Spinnwirtel, Webgewicht
– und auch auf Tracht und Kleidung hinweisen – Armring, Fibeln.
Fläche
13: 7,6 x 6,2 m.
Befunde 102, 103, 106, 107,
111, 121, 122
102: Fundkonzentration (v.a.
Scherben eines großen Gefäßes mit Schlickerauftrag) in der Südostecke der
Fläche beim Anlegen von Planum 2, also vergleichsweise weit oben (vgl.
Südprofil). Es konnte keine Verfärbung festgestellt werden, lediglich fiel auf,
dass dieser Bereich trockener war und das Regenwasser dort schneller
versickerte. Noch vor der Anlage von Planum 4 endet die Konzentration; ein
zugehöriger Schleifstein in der Profilecke wurde von Besuchern entwendet.
103: Ebenfalls eher als
Fundkonzentration als durch eine Verfärbung wurde der Bereich in der
Nordostecke der Flächen-Südhälfte definiert. Beim Anlegen der Stufe wurden
mehrere große Eisenteile sowie Keramikfragmente geborgen. Im ganzen Bereich
kamen auch immer wieder kleine kalzinierte Knochenfragmente zutage. Im Planum 4
ist eine schwache humose Verfärbung in der Ecke erkennbar. Das Ostprofil zeigt
eher einen horizontalen Verlauf der Fundschicht südlich von Befund 106. Im
Südteil ist daher mit einer stärkeren Erosion zu rechnen (vgl. Befund 102).
106: Dieser Befund wurde
beim Anlegen von Planum 3 im Südteil definiert, wo im Wurzelbereich verstärkt
Funde zutage kamen. Die dunkelbraun-humose Farbe und der bogenförmig-längliche
Verlauf deutet an, dass es sich um die Konturen der
Baumwurzeln handeln könnte, die in diesem Bereich noch durch eine lockere
Verfüllung und feuchte Senke ab dem ersten Planum erkennbar waren. Die
Verfärbung endete kurz unter Planum 4 und ist im Zwischenprofil gut erkennbar
und lag unterhalb eines mittelbraunen Horizontes. Im Nordteil der Fläche ließ
sich der Befund deutlich weiterverfolgen. Weitere Eisenteile kamen zum
Vorschein. Auch im Ostprofil ist die Verfärbung erkennbar. UK 398,20.
107: Beim Anlegen von Planum
3 als schwache Verfärbung und Fundkonzentration von mehreren Scherben eines
Gefäßes, etwas Knochenresten sowie drahtförmigen Eisenfragmenten definiert. Im
4. Planum nicht mehr erkennbar.
111: Entspricht Befund 103
bzw. 106. Wurde im 3. Planum zur Abgrenzung einer Fundkonzentration im
Zwischenprofil definiert. Bei der Anlage des 4. Planums gehört zu dieser
Fundkonzentration möglicherweise auch der Meißel. Funde wurden von nächtlichen
Besuchern aus dem Profil herausgebrochen.
121: Im Planum 5 als
unscharf abgegrenzte dunkle Verfärbung erkannt; der Bereich ist lockerer
verfüllt. Bei der Anlage von Planum 6 zeigen sich Baumwurzeln, die wohl Ursache
für die humose Verfüllung sind.
122: Wie Befund 121, etwas
östlich davon gelegen. Der Kernbereich verlagerte sich etwas nach Norden, im
runden Restbefund fanden sich noch einzelne Scherben. Da der Befund in den
oberen Plana nicht in dieser Form erkannt werden konnte, ist unwahrscheinlich,
dass es sich hier um ein Pfostenloch handelt. UK 397,83.
Der untere Flächenteil ist
relativ eben und noch dem Podium zuzuweisen. Es lagen mehrere Störungen durch
Baumwurzeln vor. Obwohl die nördliche Hälfte der Fläche viel steiler und fast
fundfrei war, ist dennoch die relative Funddichte am vierthöchsten (siehe
Verteilung in der Seitenansicht). In den Seitenprofilen wird die horizontale
Schichtung im unteren Bereich deutlich. Hingegen ist die Befundlage sehr
undeutlich, was v.a. mit Störungen durch Baumwurzeln zu erklären ist. Es
zeigten sich weder Pfostenlöcher noch eindeutige Gruben. Der am klarsten
erkennbare Befund, 106, ist aufgrund seiner Form und humosen Verfüllung am
ehesten als Rest einer Baumwurzel zu interpretieren.
Besonders bei den Funden
hervorzuheben sind eine halbe Glasperle, ein verschmolzener silbriger Gussrest,
mehrere Eisengeräte sowie ein Spinnwirtel. Auffällig sind zudem zahlreiche
Fragmente von mehreren Drehmühlen aus Basalt sowie aus hartem
Quarzit-Sandstein.
(vorbehaltlich der
Dokumentationsunterlagen von M. Marinow)
Die acht geöffneten Flächen
zeichnen sich durch eine auffallende Befundarmut aus. Dies entspricht
allerdings kaum ihrem Fundanteil – die Verteilung der relativen Fundhäufigkeit
liegen die Flächen 23 und 20 gleich hinter der Fläche 11 mit dem nachgewiesenen
Haus, die Flächen 19 und 16 sind ebenfalls als relativ fundreich zu bezeichnen.
Die Fundschichten liegen nach Abtrag der dünnen Humusschicht meist in einer
Tiefe bis zu 30 cm. An – meist fraglichen – Befunden sind zu nennen:
Bei den Funden ist besonders
auffällig, dass es sich um reines Siedlungsmaterial handelt, das den Funden der
unteren Flächen entspricht: Keramik, ein Spinnwirtel, ein Webgewichtfragment,
Mahlsteinreste, der Rand eines Bronzegefäßes, ein Eisenmesser mit Ringgriff,
evtl. ein Hakenschlüssel sowie eine Silbermünze Typ „tanzendes Männlein“[1].
Davon abweichend – eher im Rahmen militärischer Funde, wie sie im südlichen
Vorgelände auftreten – zu interpretieren ist der Fund eines eisernen
Reitersporns, mittlerweile der zweite dieser Art[2],
ebenso eine eiserne Wangenklappe eines Helmes (?).
Der Wünschelrutengänger
Peter Witting stellte bei einem zufälligen Besuch des Dünsbergs im Bereich
zwischen der ersten Grabungsfläche und dem Weg massive Ausschläge fest (siehe
Plan; die linke Spur wurde nicht genau abgesteckt, lag im südlichen Bereich
aber parallel zur zweiten). Aus diesem Grund wurde ein schmaler Suchgraben
angelegt. Es konnten einige Funde geborgen werden, allerdings liegt die
relative Funddichte eher im unteren Bereich. Der stratigraphische Aufbau
unterschied sich deutlich von dem z.B. von Fläche 11. Im Ostteil war das
Sediment hellbraun, staubig-fein und trocken; hier konnte ein schmaler
Spitzgraben dokumentiert werden, dessen Verlauf aufgrund des schmalen Schnitts
kaum möglich ist. Immerhin verläuft er schräg in Richtung SO. Für einen
Verteidigungsgraben ist er viel zu flach und schmal, als Drainagegraben würde
man eine humosere oder lehmigere und evtl. fundreichere Füllung erwarten.
Im Mittelteil wurde im 4.
Planum eine leicht humose und HK-haltige Verfärbung aufgefunden; der anstehende
Fels wies an dieser Stelle eine treppenartige Abstufung auf. Eine weitere
Abstufung fand sich weiter westlich. Es ist nicht sicher, ob diese Abtreppung
natürlichen Ursprungs ist oder in keltischer Zeit angelegt wurde. Die
geomagnetischen Anomalien könnten aber dadurch erklärbar sein.
Neben einigen Scherben sind
besonders zwei Fibelfragmente, möglicherweise ein Tüllenbeilfragment sowie eine
Vierkantspitze mit Dornschäftung zu erwähnen.
Die Masse der Funde besteht
aus Keramik. 2002 wurden rund 4550 Funde geborgen, davon rund 90 % Keramik,
immerhin auch 5 % Eisen.
Berücksichtigt man die
Flächengröße, so liefert Fläche 11 mit dem nachgewiesenen Hausgrundriss die
größte Fundmenge. Die Flächen 20 und 23 liegen gleich dahinter (zusammen machen
die drei Flächen die Hälfte des Gesamtfundguts aus!), was ein wichtiger Hinweis
auf die Frage nach der Besiedlung im oberen Grabungsschnitt ist.
Aufschlussreich ist auch die Verteilung der Eisenfunde: auch hier liegt Fläche
11 vorn, wird hier aber gefolgt von den Flächen 23 und 24. Berücksichtigt man
bei Fläche 23, dass alle Funde aus der Südhälfte stammen, ist die Fundhäufung
im Bereich der holzkohlehaltigen Verfärbung deutlich. Eine Parallele ist die
Konzentration von Eisengeräten (?) in Fläche 13.
Keramik
Die Keramik kann vor einer
Aufnahme nur sehr oberflächlich bewertet werden – die Eingabe der Fundzettel
erfolgte anhand der ungewaschenen Scherben. Es handelt sich um fast 4000
Scherben aus über 1700 Komplexen (dies sind meist einzeln eingemessene Funde).
700–800 Randscherben sind darunter. Sowohl große Vorratsgefäße als auch
feintonige (gedrehte?) kleine Schüsseln konnten festgestellt werden. Es kommen
auch stärker profilierte Formen vor. Ein sehr qualitätvolles schwarz poliertes
Randstück stammt von einem flaschenartigen Gefäß wie S-F Taf. K10,9; K16,14.20
(dort als Drehscheibenware bezeichnet).
Bei 56 Fundkomplexen wurde
eine Verzierung erwähnt (was sich nach dem Waschen noch stark vermehren
dürfte). Als häufigste Verzierung ist Kammstrich (oder Besenstrich) zu nennen,
mehrfach wurden Fingertupfen am Rand oder in einer Reihe unter dem Rand
festgestellt. Pichung kommt häufig bei großen Gefäßen vor, bisweilen auch
Schlickerauftrag. Wulstgruben, wie sie als typisch bezeichnet werden (S-F S.
134), fanden sich bislang nicht. Mehrere Scherben – wahrscheinlich von einem
Gefäß – aus den Flächen 20 und 23 weisen runde ringförmige Stempeleindrücke und
Gruppen von Einstichreihen auf (keine Parallele bei S-F).
Spinnwirtel und Webgewicht
Insgesamt belegen drei
Spinnwirtel und ein Webgewicht von den unteren Flächen sowie je ein Spinnwirtel
und Webgewichtfragment von den oberen Flächen die Produktion von Wolle und
Textilien. Alle vier Spinnwirtel sind von unterschiedlicher Form und Größe.
Mahlsteine
Zum typischen
Siedlungsmaterial zählen auch zahlreiche Fragmente von mehreren runden
Drehmühlen aus Basalt (in verschiedenen Härtegraden) sowie aus hartem
Quarzit-Sandstein, die wahrscheinlich in jedem Haushalt zum Mahlen des
Getreides vorhanden waren.
Fibeln
Es wurden mindestens elf
Fibelfragmente gefunden, davon drei aus Bronze. Nur eine Fibel ist genauer
bestimmbar, es handelt sich um eine Nauheimer Fibel (wahrscheinlich mit
Bügelzier). Bei einem eisernen Stück handelt es sich möglicherweise um eine
Fibel mit kugel- oder schüsselförmiger Kopfplatte. Der Rest ist ohne Restaurierung
kaum zu beurteilen.
Armring
Der Bronzearmring entspricht
dem Typ Dünsberg. Die Verzierung ist unter der Patina nicht zu beurteilen,
wahrscheinlich trägt der Ring Strichgruppen. S-F datiert über Vergleiche aus
Gräbern in die fortgeschrittene Stufe D1 und D2 (S-F S. 52 mit
Verbreitungskarte Abb. 39).
Glasperle
Die halbe Ringperle aus
kobaltblauem translucidem Glas mit gelben Schraubenfäden ist der bislang erste
bekannte Fund dieser Art vom Dünsberg. Gut vergleichbar ist etwa das Ensemble
aus Wederath Grab 1216 (Lt D1)[3].
Überhaupt datieren die Ringperlen überwiegend in die Stufe Lt D1. Während
Glasarmringe im hessischen Raum gut bekannt sind[4], sind
Ringperlen weniger stark verbreitet, wobei es doch einige Belege im
Oppidabereich und aus Gräbern und Siedlungen um den Dünsberg herum gibt[5].
Im letzten Jahr wurde nur
wenige Meter entfernt im Bereich eines Hauses das Fragment eines kobaltblauen
Glasarmrings gefunden. Mit einer einfachen glatten Mittelrippe entspricht es
dem Typ Haevernick 3a, zu dem es nur wenige Parallelen gibt (z.B. Bad Nauheim)[6], bzw.
ähnelt der Reihe Gebhard 11a ohne Fadenauflage[7].
Damit würde das Stück wohl noch in die Mittellatènezeit gehören.
Schlacke
Bei dem großen Stück handelt
es sich um eine typische kalottenförmige Eisenverarbeitungsschlacke,
wahrscheinlich aus dem fortgeschrittenen Verarbeitungsprozess (Schmieden,
Schweissen, Ausheizen). Damit ist für diesen Bereich der Siedlung indirekt eine
eisenverarbeitende Werkstatt nachgewiesen.
Gussbrocken
Der silbrige Gussbrocken
könnte ein weiterer Hinweis auf Metallhandwerk am Dünsberg sein. Eine
metallurgische Untersuchung (Uni Frankfurt) wird hoffentlich Aufschluss darüber
geben, ob das Stück in keltische Zeit datiert und evtl. sogar mit der
Münzprägung in Zusammenhang gebracht werden kann.
Grabungstechnik
Aufgrund der
Bodenverhältnisse mit saurem, stark durchwurzeltem und extrem steinigem Boden
werden die Flächen in etwa 10–15 cm starken Plana abgetragen. Diese einzelnen
Plana werden in Foto und Zeichnung dokumentiert. Mit Hilfe eines Tachymeters
werden alle Funde dreidimensional eingemessen, die Befunde und Nivellements
usw. werden mit jeweils eigenen Kodierungen versehen und im Tachymeter
abgespeichert. Täglich nach der Grabung werden die Daten in den Laptop
eingelesen und in die Grabungs-Datenbank SingulArch, einer speziell für die
Archäologie entwickelten Access-Applikation (www.singularch.de),
importiert. Dieses Programm wiederum gewährleistet einen Export der Messwerte
in das Programm AutoCAD, wo die verschiedenen Kategorien in je eigenen Layern
kartiert werden. Durch dieses System konnte zudem auf ein lokales Grabungsnetz
verzichtet und die gesamte Vermessung direkt im Gauß-Krüger-System durchgeführt
werden. Die Datenbank beinhaltet zudem alle nötigen Informationen zur Grabung –
die Fundzettel, mit denen die einzelnen Fundtüten versehen werden, das
Grabungstagebuch, die Befundliste mit den Beschreibungen der einzelnen Aktionen
usw.
[1] Scheers 57/I – Lt D2a nach D.G. Wigg/J. Riederer,
Die Chronologie der keltischen Münzprägung am Mittelrhein. In: U. Peter
(Hrsg.), stephanos nomismatikos. Festschr. E. Schönert-Geiss (Berlin 1998)
661–674 hier 669 Abb. 2.
[2] J. Schulze-Forster, Forschungen am Dünsberg. Teil
II: Kampf und Kult am Dünsberg. Zu den Funden der Ausgrabungen 1999–2001. Ber.
Komm. Arch. Landesforsch. Hessen 6, 2000/2001, 135–146 hier Abb. 138.
Abgebildet, aber nicht erwähnt (??) in ders., Die
latènezeitlichen Funde vom Dünsberg. Diss. Univ. Marburg 2002 (unpubl.) Taf. 49
Nr. 1133.
[3] A. Haffner, Gräber – Spiegel des Lebens. Schriftenr.
Rhein. Landesmus. Trier 2 (Mainz 1989) 66 Abb. 43; 68 Abb. 44; vgl. auch 54
Abb. 34.
[4] M. Seidel, Die jüngere Latènezeit und ältere
Römische Kaiserzeit in der Wetterau. Fundber. Hessen 94, 1994, 80–87.
[5] M.-A. Zepezauer, Mittel- und spätlatènezeitliche
Perlen. Glasperlen der vorrömischen Eisenzeit III. Marburger Stud. Vor- u.
Frühgesch. 15 (Marburg 1993) Taf. 3,9–11 Karte 10: Schwerpunkt im
Rhein-Main-Gebiet bis in die Wetterau; S. 54 Gruppe 4.3.2 mit 20 Exemplaren,
meist aus Manching, dazu Grab 85 aus Bad Nauheim mit eiserner Fibel im
Spätlatèneschema sowie in Hofheim Grab 7, ebenfalls Lt D1. Liste S. 174 f.:
Beilstein LDK, Grabfund vom Heidetränk-Oppidum. – R. Gebhard, Der Glasschmuck
aus dem Oppidum von Manching. Ausgr. Manching 11 (Stuttgart 1989) Gruppe VII B,
z.B. Taf. 53,798; Gebhard erwähnt die Möglichkeit der Spätdatierung bis in die
Stufe Lt D2, wobei aber der Hinweis auf den Horizont der Nauheimer Fibel
beweiskräftiger ist (ebd. 179).
[6] M. Seidel, Keltische Glasarmringe aus dem
nordmainischen Hessen. In: Festschrift für Otto-Herman Frey (Marburg 1994)
563–582 hier Abb. 1,12, allerdings ist die Mittelrippe beim Dünsberger Stück
weniger breit.
[7] Gebhard (Anm. 5) z.B. Taf. 9,123–127. Gut
vergleichbar ist Taf. 9,123: ähnlich Reihe 11a, breit und ohne Auflagenzier.